Nach wie vor sind die meisten jugendlichen Straftäter männlich, viele Hilfsangebote richten sich deshalb an junge Männer, Mädchen und junge Frauen dagegen werden oft vergessen. Dabei verbergen sich hinter vielen Straftaten mädchenspezifische Themen.
Seit 2019 sind die Straftaten in Deutschland um mehr als neun Prozent gestiegen, besonders auffällig: die Zuwächse bei der Jugendkriminalität. Gleichzeitig fehlt es an passenden Unterstützungsangeboten. Mädchen und junge Frauen brauchen gezielte Hilfe. Hier setzt der SkF München mit einem seiner ältesten Fachdienste an. Dieser bietet Beratung von Frauen für Frauen und begleitet bei jugendrichterlichen Weisungen Mädchen.
Unsere Klientinnen haben durch ihre Straffälligkeit eine Grenze überschritten. Häufig sind aber vorher ihre Grenzen überschritten worden. In der Familie, in Schule oder in der Partnerschaft haben sie Gewalt- oder Mobbingerfahrungen gemacht. Umso wichtiger ist es, diesen jungen Klientinnen einen geschützten Raum zu bieten, in dem sie ohne Hemmungen über intime Themen sprechen können, von Frau zu Frau. Einen Raum, in dem sie als junge Frauen gestärkt werden und auch weibliche Vorbilder finden.
Beim "Markt der Möglichkeiten" in den Büros der Münchner Jugendgerichtshilfe haben die Kolleg*innen aus der Straffälligenhilfe nun Jugendrichter*innen und Mitarbeiter*innen der Jugendgerichtshilfe einen Blick durch die mädchenspezifische Brille präsentiert. Denn hinter vielen Straftaten verbergen sich mädchenspezifische Themen, etwa weil die Familie der Klientin für die Tochter eine Verheiratung statt einer Ausbildung vorgesehen hat. Oder ein Konto einem Partner zur Verfügung gestellt wurde, der dann im Namen seiner Freundin Schulden macht. Zudem sinkt im geschützten Rahmen die Hemmschwelle über Missbrauchserfahrungen zu sprechen.
Präsentiert wurde auch unser hundegestütztes Achtsamkeits- und Kommunikationstraining für delinquente Mädchen und junge Frauen. Sunnyboy, unser Flat Coat Retriever, und Sozialpädagogin Karina Brändlin bieten das erst seit Kurzem an. Der Kontakt mit dem Tier hilft etwa bei Schwierigkeiten, eigene Bedürfnisse wahrzunehmen, und dabei sich gegen die Forderungen anderer abzugrenzen. Mehr zu unserem Projekt "Straffrei mit vier Pfoten" lesen Sie hier