Das Bundeskriminalamt hat gerade wieder einen deutlichen Anstieg an Straftaten gegen Frauen und Mädchen festgestellt. Warum das auch Vermieter*innen, Arbeitgeber*innen und Lehrkräfte angeht – und was sie bei häuslicher Gewalt tun können.
Jede Frau hat das Recht auf ein gewaltfreies Leben, die Realität in Deutschland sieht anders aus: Mädchen und Frauen erleben in Deutschland immer häufiger Gewalt – das hat gerade wieder das Lagebild des Bundeskriminalamtes (BKA) deutlich gemacht. Fast 500 von ihnen werden täglich Opfer häuslicher Gewalt, fast jeden Tag wird eine Frau ermordet, weil sie eine Frau ist. 360 Femizide zählte das BKA 2023 – und noch weitaus mehr Versuche. Und oft haben vorher viele weggeschaut. „Alle wussten es, aber keiner hat geholfen!“ Diesen Satz hören die Mitarbeiterinnen unserer beiden Frauen- und Kinderschutzhäuser im Landkreis München immer wieder.
„Auch in der Öffentlichkeit heißt es oft: Häusliche Gewalt ist eine Privatangelegenheit, das geht den Arbeitgeber nichts an, das geht den Vermieter nichts an – und da sind wir anderer Meinung“, sagt Cornelia Trejtnar, die die Frauenhäuser des SkF München leitet. Sie erlebt oft, dass sich die Klientinnen im Frauenhaus verschulden, weil sie monatelang nicht aus dem Mietvertrag kommen. Oder dass Arbeitgeber*innen kein Verständnis haben, wenn sich die Frau krankschreiben lässt, bis geklärt ist, wie es weitergeht. Natürlich gibt es auch andere Fälle, in denen Frauen in andere Filialen versetzt werden, um sie zu schützen, oder in denen Vermieter*innen Frauen ins Frauenhaus bringen.
„Frauen, die von häuslicher Gewalt betroffen sind, fühlen sich oft sehr allein. Egal ob die Gewalt vom Partner oder von der Familie ausgeübt wird, sie müssen aus ihrer gewohnten Umgebung raus und haben Angst vor der Zukunft“, erzählt Cornelia Trejtnar. „In dieser Situation ist es für die Frauen unglaublich motivierend, wenn sie erleben, dass ihnen jemand zur Seite steht.“ Das können Freunde sein, aber eben auch Vermieter*innen, Arbeitgeber*innen oder Lehrkräfte.
Denn noch eine erschreckende Entwicklung stellen wir fest: Die Klientinnen in unseren Frauenhäusern werden immer jünger, oft sind sie noch Schülerinnen oder in Ausbildung. „Und wir bekommen vermehrt Feedback von Lehrkräften und Schulsozialarbeiter*innen von Realschulen, Gymnasien, Berufsschulen, die uns rückmelden, dass sie mit dem Thema häusliche Gewalt konfrontiert werden“, berichtet Cornelia Trejtnar. Oft wüssten die Pädagog*innen dann nicht: Wie erkenne ich überhaupt häusliche Gewalt? Welche Anzeichen gibt es? Wie soll ich reagieren, wenn mir eine Schülerin davon berichtet? Wo kann man sich beraten lassen oder die Schülerin hinschicken?
Cornelia Trejtnar will nun Schulsozialarbeiter*innen und Lehrkräfte mit einem Vortrag ermutigen nicht wegzuschauen und ihnen Tipps für den pädagogischen Alltag und im Umgang mit Betroffenen vermitteln. Der Vortrag findet im Rahmen der Aktionswochen gegen Gewalt an Frauen, Mädchen, Jungen und nonbinären Menschen statt, die noch bis 30. November in München laufen.
Die zentrale Veranstaltung zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen ist am 22.11 ab 18 Uhr im Neuen Rathaus. Anmeldung unter
Der Vortrag findet am Mittwoch, 27.11.24, von 15 bis 17 Uhr, in der Dachauer Straße 48. Eine Anmeldung ist unter
Das gesamte Programm der Aktionswochen finden Sie hier