Landrat Martin Bayerstorfer hat am Montag bei der Kreistagssitzung den Sozialdienst katholischer Frauen sowie die Erzdiözese München-Freising angegriffen. Er unterstellt dem SkF unter anderem, er gehe nicht transparent mit Spendengeldern um, den Ehrenamtlichen, die bei einer Kündigung ihren Rückzug aus ihren Ehrenamt angekündigt haben, unterstellt er, es gehe ihnen nicht um die Frauen. Zu diesen und weiteren Vorwürfen bezieht der SkF Stellung:
1. Die Interventionsstelle Erding sei „sehr teuer“, die dort mit einer halben Stelle tätige Sozialpädagogin „verdiene nicht schlecht“ und es sei „interessant, dass man für die Betreuung von etwa 100 Frauen pro Jahr, die Opfer häuslicher Gewalt werden, eine Halbtagsstelle brauche“.
- Die Interventionsstelle wird vom Landkreis Erding jährlich mit rund 37 500 Euro bezuschusst. Darunter fallen die Personalkosten (Arbeitgeber-brutto) für eine halbe Sozialpädagogenstelle, Büromiete und Sachausgaben.
- Die Diplom-Sozialpädagogin wird nach Tarif bezahlt, sie verdient genau so viel wie andere Sozialpädagogen mit gleicher Qualifikation und Berufserfahrung.
- Wie viele Opfer von Gewalt die Interventionsstelle aufsuchen, ist schwer planbar. Im vergangenen Jahr waren es rund 100 Klientinnen.
- Eine umfassende Beratung und Begleitung von Gewaltbetroffenen umfasst neben der ersten Kontaktaufnahme in den meisten Fällen längerfristige Begleitung, auch zu Gerichtsterminen, zum Jobcenter und anderen Behörden.
- Neben der eigentlichen Beratung zählt zur Aufgabe der Sozialpädagogin auch die so genannte Netzwerkarbeit, insbesondere die enge Zusammenarbeit mit der Polizei, dem Amtsgericht, der Staatsanwaltschaft, dem Arbeitskreis für Häusliche Gewalt, der Gleichstellungsstelle, dem Jugendamt, dem Verein Brücke e.V., der Caritas, der Ehe-, Familien- und Lebensberatung, dem Weißen Ring und den Schulen im Landkreis.
2. Das Frauenhaus gehe nicht transparent mit seinen Spenden um.
- Der SkF ist verpflichtet, den Spenderwillen in jedem Fall einzuhalten.
- Bei Spenden für das Frauenhaus möchten die Spender in der Regel, dass die Gelder 1:1 den Frauen und Kindern zugutekommen.
- Im Jahr 2016 wurden die Spenden zum Beispiel wie folgt ausgegeben: für Einzelfallhilfen (Medikamente, Zuzahlung bei Krankenhausaufenthalten, Unterstützung bei Therapien, Hygieneerstbedarf für Frauen, Bastel- und Schulmaterial für Kinder, Kleidung, Eintritte für Freibad oder Schwimmbad), für Feste im kirchlichen Jahreskreis, Geschenke und eine Starthilfe für Frauen, wenn sie in eine eigene Wohnung gehen.
- Der SkF hat eine eigene Spendenverwaltung, aus der jederzeit ersichtlich ist, wie die jeweilige einrichtungsgebundene Spende verwendet worden ist.
- Jedes Jahr wird die Bilanz des SkF München von einer unabhängigen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft geprüft - bisher stets ohne jede Beanstandung.
- Der SkF gibt persönliche Daten der Spender wie der Empfänger nicht weiter. Vergangenen Montag hat das Landratsamt Erding zum ersten Mal um eine Aufstellung der Spendeneinnahmen und –ausgaben gebeten. Der SkF wird dieser Bitte zeitnah entsprechen und dem Landratsamt eine anonymisierte Aufstellung zusenden.
- Die Bitte des Landrats, die Spenden in den allgemeinen Haushalt für Personalkosten und Erhalt der Immobilie fließen zu lassen, musste der SkF aus o.g. Gründen ablehnen.
3. Den 15 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen des Frauenhauses, die angekündigt haben, ihre Mitarbeit bei einem Trägerwechsel aus Solidarität einzustellen, gehe es nur um die Einrichtung und nicht um die Frauen, die dort Schutz suchen.
- Wer sich ehrenamtlich engagiert, entscheidet in der Regel bewusst, bei wem und für wen er sich engagiert.
- Von den 15 ehrenamtlichen Frauen arbeiten neun seit mehr als zehn Jahren mit den Fachkräften vor Ort zusammen, eine von ihnen ist seit 25 Jahren, also seitdem das Frauenhaus besteht, aktiv.
- Im SkF gibt es eine lange Tradition der engen gemeinschaftlichen Arbeit von Ehrenamtlichen und Fachkräften. Eine gewisse Solidarität mit den Hauptamtlichen und dem Verein ist nach einer langjährigen und guten Zusammenarbeit nachvollziehbar. Dieses Signal darf nicht falsch interpretiert werden und Rückschlüsse auf mangelnde Motivation zulassen.
4. Die Erzdiözese habe sich nach zwei Jahren aus der Finanzierung der Interventionsstelle verabschiedet, was „nicht besonders partnerschaftlich“ sei.
- Die Erzdiözese München und Freising hat zwei Jahre lang, von 2007 bis 2009 die damals innovative Interventionsstelle mit einer so genannten Anschubfinanzierung ermöglicht. Das ist ein übliches Vorgehen, damit neue Konzepte in der Praxis erprobt werden können. Haben sich Projekte nachweislich bewährt, wird versucht für sie eine Regelfinanzierung zu finden.
- In Erding wurde im März 2010 der vom SkF erstellte Haushaltsplan im Rahmen der Haushaltsberatungen vom Landkreis berücksichtigt. Die Erzdiözese zählt neben anderen staatlichen Einrichtungen zu den ständigen Geldgebern des SkF und unterstützt damit auch weiterhin das Frauenhaus und die Interventionsstelle in Erding.
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