Mit seiner Kampagne „München: Wohnstadt mit Herz“ geht das Netzwerk Wohnungslosenhilfe, zu dem auch der SkF München gehört, auf die Suche nach sozialen Vermietern. Die Schirmherrin des Netzwerks, Petra Reiter (r.), überreichte zum Auftakt symbolisch die erste Postkarte an den Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (l.), ihren Ehemannn, der die Initiative ebenfalls unterstützt.

„In Zeiten massiven Wohnraummangels, extrem hoher Mieten und einer steigenden Zahl von Wohnungslosen in der Stadt appelliert das Netzwerk an alle, die Wohnungen zu vergeben haben, an die Menschen zu vermieten, die es auf dem Wohnungsmarkt besonders schwer haben. Dazu gehören Geringverdiener, Alleinerziehende, Menschen mit Migrationshintergrund, Rentner, kinderreiche Familien und Menschen, die mit gesundheitlichen Problemen kämpfen oder in einer persönlichen Krise stecken“, sagt Elke Prumbach, Geschäftsführerin des Sozialdienstes katholischer Frauen e.V. München, bei der Vorstellung der Kampagne.

Rudolf Stummvoll, Leiter des städtischen Amtes für Wohnen und Migration, betont, wie dankbar er für die Initiative sei. Die Situation in München habe sich in den letzten Jahren massiv verschärft. Konnte die Stadt vor zehn Jahren noch 4000 Wohnungen vergeben, sind es jetzt nur noch 2800. „Außerdem konnten wir vor zehn Jahren auch noch drei- bis viertausend Wohnungen im Jahr zusätzlich auf dem Wohnungsmarkt akquirieren, jetzt sind es nur noch zwei- bis dreihundert“. Wenn man bedenke, dass jährlich zwanzig- bis dreißigtausend Menschen zuziehen, werde klar, wie dramatisch die Lage besonders für die gesellschaftliche Mitte sei, für Berufsgruppen, die unerlässlich für das Funktionieren der Gesellschaft sind, wie beispielsweise Krankenpfleger, Erzieher oder Trambahnfahrer: „Wer zu viel verdient, um Anspruch auf eine geförderte Wohnung zu haben, kann sich bei durchschnittlichen Mietpreisen von 16 Euro pro Quadratmeter bei der Neuvermietung keine Wohnung mehr leisten“. Dazu komme, dass die städtischen Notquartiere, Beherbergungsbetriebe und Übergangs-einrichtungen voll belegt sind. Die Menschen, die dort unterkommen, finden kaum noch eine Wohnung und müssen im Durchschnitt viel länger dort leben als gedacht. „Derzeit sind rund 9000 Menschen in München wohnungslos“, sagt Stummvoll, „davon sind fast 1800 Kinder und Jugendliche“.

 

„Die Kampagne will das Gefühl für soziale Verantwortung wachrütteln“, sagt Petra Reiter, Schirmherrin des Netzwerks Wohnungslosenhilfe. „Viele Wohnprobleme können vermieden oder gelöst werden, wenn Vermieter nicht nur nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten handeln. Es gibt ja auch zahlreiche Vermieter mit Herz, die Wohnungen an soziale Träger vermieten oder ganz bewusst an Bedürftige vergeben.“ Doch davon bräuchte man angesichts der aktuellen Zahlen noch viel mehr.

 

Barbara Uhl von der Genossenschaft „wagnis“ schildert die Diskussionen unter den Anteilseignern, ob und wie man sich sozial betätigen könne. „Die Genossenschaften erleben eine große Nachfrage und der enorme Druck auf Wohnungssuchende wird für uns in den vielen individuellen Anfragen quer durch die gesellschaftlichen Schichten deutlich. Immer häufiger werden wir auch in unseren Beratungsgesprächen für neue Mitglieder mit Wohnungslosigkeit konfrontiert. Zusammen mit den künftigen Bewohnern fiel daher für unserer Projekt wagnisPARK im Prinz-Eugen-Park folgende Entscheidung: Hier werden im kommenden Jahr neben 73 konventionellen, genossenschaftlichen Wohnungen auch zwei Wohngruppen für je drei Frauen bezogen, diese werden auf ihrem Weg zurück in den regulären Mietmarkt durch den SKF betreut.“ Für ein weiteres Wohnprojekt in Laim sei eine Zusammenarbeit mit dem Franziskus-Werk geplant.

Auch Oberbürgermeister Dieter Reiter unterstützt die Kampagne des Netzwerkes. „Es ist sehr hilfreich, dass es das Netzwerk gibt. Es unterstützt uns bei den Bemühungen, dass es in München möglichst wenig Menschen gibt, die in nicht zumutbaren Situationen wohnen müssen. Der soziale Zusammenhalt in der Stadt funktioniert noch – auch dank der Unterstützung der im Netzwerk zusammengeschlossenen Verbände. Aber es ist auch klar, dass sich alle hier mehr engagieren müssen. In unserem reichen München müssen wir alles tun, um dieses Problem zu lösen“, sagt er. Auch die Innenstadtwirte und die Stadtsparkasse München unterstützen die Kampagne.

Mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, lässt sich nicht von heute auf morgen organisieren. Bis dahin hilft nur der Appell an die Solidarität der Münchner Stadtgesellschaft. Vermieter, die Interesse haben, Wohnungen an Bedürftige zu vermieten, können über www.wohnstadt-mit-herz.de Kontakt mit dem Netzwerk aufnehmen oder anrufen unter Tel. 089 66 37 31 bzw. mailen an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..