Dem Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) e.V. München, der seit 25 Jahren das Frauenhaus Erding betreibt, wurde bedauerlicherweise vom Erdinger Landrat Martin Bayerstorfer der Vertrag für den Betrieb des Frauenhauses zum 28. Februar 2018 gekündigt. Auch die Weiterführung der Interventionsstelle, der Beratungsstelle für häusliche Gewalt in Erding, wurde dabei in Frage gestellt. In den Verhandlungen wurden vor allem finanzielle Gründe für das Vorgehen genannt.
„Wir sind bestürzt, dass nach so langer Zeit guter und konstruktiver Zusammenarbeit, unser erfolgreiches Hilfeangebot für gewaltbetroffene Frauen nun am Geld scheitern soll“, sagt Elke Prumbach, Geschäftsführerin des SkF München. Der Bedarf für das Frauenhaus Erding bestehe allerdings nach wie vor. Die Kosten haben sich in den letzten zehn Jahren nicht wesentlich verändert, weshalb das Argument zu hoher Kosten nicht nachvollziehbar sei. Auch wäre der SkF dem Landrat entgegengekommen und habe angeboten, mehr Eigenmittel einzubringen. „Wir sehen keine weiteren Möglichkeiten mehr, die Kosten zu senken, ohne dass die Qualität unserer Arbeit massiv beeinträchtigt würde“, so Prumbach. „Der Schutz von Gewaltopfern und damit auch die Frauenhäuser gehören zur kommunalen Daseinsvorsorge. Ein Frauenhaus sollte unter den bestmöglichen Bedingungen organisiert und kann nicht unter rein ökonomischen Gesichtspunkten betrieben werden. Dass wir das leisten können und wollen, haben wir in den letzten 25 Jahren bewiesen.“
Derzeit arbeiten im Frauenhaus und der dazu gehörenden Interventionsstelle drei Sozialpädagoginnen und eine Erzieherin jeweils in Teilzeit auf 2,5 Stellen, darüber hinaus gibt es noch geringe Stundenanteile für Verwaltung, Reinigung und Hausmeisterdienste. Die Arbeit der hauptamtlichen, professionellen Mitarbeiterinnen wird ergänzt durch 15 ehrenamtlich tätige Frauen aus dem Landkreis Erding, die zum Teil schon seit 25 Jahren die Arbeit und den Auftrag des Frauenhauses mit Nachtdiensten unterstützen. Die wesentliche Aufgabe der Ehrenamtlichen ist die Erreichbarkeit des Frauenhauses außerhalb der Dienstzeit, das heißt in der Nacht, am Wochenende und an den Feiertagen, sicherzustellen.
Angela Rupp, die seit 17 Jahren das Frauenhaus Erding leitet, bedauert, dass der SkF als ausgewiesener Fachverband für Frauen seine Arbeit im Landkreis Erding aufgeben muss. „Angesichts der Tatsache, dass es in Erding keinen Frauennotruf oder eine andere Beratungsstelle für gewaltbetroffene Frauen gibt, ist es ein herber Verlust für die Klientinnen im Landkreis, dass künftig kein frauenspezifischer Ansprechpartner mehr vor Ort sein wird.“
Der SkF München ist ein anerkannter Frauenfachverband, der sich seit 111 Jahren für die Belange von Frauen, Kindern und Familien in prekären Notlagen einsetzt. Er ist ebenfalls Träger des neuen Frauenhauses im Landkreis München und Mitglied des Münchner Unterstützungsmodells MUM.
Landrat Bayerstorfer sucht nun einen neuen Träger. Der SkF hat ihm gegenüber bereits sein Interesse angemeldet, sich für den Betrieb des Frauenhauses erneut zu bewerben. „Wir haben in Erding gute Arbeit geleistet und möchten das auch weiterhin tun“, sagt Elke Prumbach. „Die Kosten werden wir nicht wesentlich reduzieren können – denn langjährige Mitarbeiterinnen und deren Fachlichkeit haben natürlich auch ihren Preis. Aber wir hoffen, dass bei der Vergabe auch Erfahrung und Qualität eine Rolle spielen.“