Die bayerische Sozialministerin Emilia Müller informierte sich in Erding über Herausforderungen, mit denen Frauenhäuser in Bayern konfrontiert sind. "Es ist mir ein sehr wichtiges Anliegen, dass alle von häuslicher Gewalt betroffenen Frauen bedarfsgerechte Unterstützung erhalten. Als ersten Schritt haben wir dazu im vergangenen September eine bayernweite Bedarfsermittlungsstudie zum Unterstützungssystem in Auftrag gegeben. Diese wird sich auch mit den Herausforderungen befassen, die mir heute am Beispiel des Frauenhauses Erding geschildert wurden", sagte Müller bei ihrem Besuch. Vor gut 35 Jahren sind in Bayern die ersten Frauenhäuser entstanden. Seither hat sich Arbeit massiv verändert.

 
So stellt der zunehmende Anteil an Frauen mit Migrationshintergrund die Mitarbeiterinnen vor völlig neue Herausforderungen. Sprachprobleme und kulturelle Unterschiede erfordern ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen und Flexibilität, vor allem angesichts der Tatsache, dass auch die Zahl der Herkunftsländer stark angestiegen ist. Im Jahr 2014 kamen 14 von den insgesamt 27 Frauen aus zwölf unterschiedlichen Nationen.

Die Frauen, die in Frauenhäusern unterkommen, haben langjährige Gewalterfahrung hinter sich, sind aus unterschiedlichen Gründen in ihrer Lebenskompetenz eingeschränkt und haben mehrere Probleme gleichzeitig. Oft leiden sie unter Traumata, was zu Essstörungen, Sucht- oder psychischen Erkrankungen führen kann. Dazu kommen materielle Nöte durch Schulden oder Arbeitslosigkeit. Die maximale Regel-Aufenthaltsdauer von 6 Wochen reicht in der Regel nicht aus, um eine nachhaltige Hilfe zu organisieren geschweige denn eine Wohnung zu finden. Und das führt zum derzeit akutesten Problem: Durch den Mangel an bezahlbarem Wohnraum in und um München ist es kaum möglich, für die Frauen eine Wohnung zu finden. Das führt dazu, dass Anfragen nach einem Platz im Frauenhaus wegen Vollbelegung immer öfter abgelehnt werden müssen, und viele Frauen mangels Alternative wieder zu ihren Männern zurückkehren. Besonders schwierig haben es auch die Kinder in den Frauenhäusern. Sie haben die Gewalt in der Familie miterlebt oder selbst erfahren, zeigen häufig post-traumatische Verhaltensstörungen und benötigen spezielle Hilfe.

Angela Rupp, Leiterin des Frauenhauses und der Interventionsstelle in Erding, zieht das Fazit aus dem Gespräch: „Wir wünschen uns, dass das Konzept für die Arbeit in Frauenhäusern grundsätzlich überdacht wird, vor allem im Hinblick auf die Kinder. Ihnen sollte das gleiche Maß an Aufmerksamkeit zuteilwerden wie ihren Müttern – auch im Sinne der Prävention. Die Kinder sollten nicht mit ihren unbewältigten Traumata durchs Leben gehen müssen. Außerdem wünschen wir uns eine ausreichende und angemessene Personalausstattung, die es uns ermöglicht unseren vielfältigen Aufgaben gerecht werden zu können. Zu guter Letzt hoffen wir – wie viele Menschen und soziale Einrichtungen im Großraum München - auf mehr bezahlbare Wohnungen in absehbarer Zeit."