Beratungsstelle für Häusliche Gewalt und Frauenhäuser

 

Mehr als 100 Frauen haben im Jahr 2016 die Beratungsstelle für Häusliche Gewalt in Erding aufgesucht oder wurden nach einem Polizeieinsatz an die Stelle verwiesen. Die Frauenhäuser des SkF in den Landkreisen Erding und München waren zum Großteil belegt und hatten in der Regel mehr Anfragen als Plätze. Auch die Polizei registriert immer mehr gewaltsame Übergriffe in Beziehungen oder gegenüber Ex-Partnern. Opfer sind in über 80 Prozent der Fälle Frauen.

 

Dass gewalttätige Übergriffe gegen Partner und Ex-Partner in Deutschland zunehmen, hat in den vergangenen Tagen eine kriminalstatistische Auswertung des Bundeskriminalamts gezeigt. Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland 127 457 Personen Opfer von Übergriffen. Dabei handelt sich sich nur um die Fälle, die zur Anzeige kamen.

 

Jede vierte Frau in Deutschland ist Opfer von häuslicher Gewalt, also Gewalt, die sich in den eigenen vier Wänden abspielt. Die betroffenen Frauen berichten durchwegs, dass die körperliche Gewalt erst am Ende der problematischen Beziehung stehen würde. Viel früher hätte es schon mit Kontrolle, Eifersucht, Beschimpfungen, Drohungen, Einschüchterungen begonnen, dann kam das Schubsen, Stoßen, Androhen von Faustschlägen hinzu, bis letztendlich die tatsächlichen Schläge folgten. Erst ab diesem Zeitpunkt hätten sie sich getraut oder waren gezwungen die Polizei zu rufen oder sich anderweitig Hilfe zu holen.

 

"Es geht bei Häuslicher Gewalt immer um Macht und Kontrolle, und Gewalt tritt in vielen Fomren auf", erklärt Stefanie Sturm, Beraterin der Interventionsstelle in Erding. Körperliche, sexuelle und psychische Gewalt ist in der Regel allen bekannt. Die sogenannte soziale Gewalt, wie das Verbieten von Kontakten zur Familie und zu Freunden, sowie auch eine finanzielle Gewalt, bei der die Frau keine Kontrolle und keinen Zugang zu den Finanzen hat, bleibt in der Öffentlichkeit ziemlich unbeachtet. Diese Bandbreite an psychischen und körperlichen Belastungen mindert das Selbstwertgefühl der Frauen. Je länger man in einer Gewaltbeziehung lebt, umso schwieriger wird der Ausstieg. "Denn Gewalt macht krank, schränkt auf Dauer die Leistungsfähigkeit ein und führt zu erheblichen Folgeschäden bei den betroffenen Frauen und Kindern", so Stefanie Sturm.