Der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) und IN VIA Katholischer Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit kritisieren die prekären Arbeitsbedingungen vieler Frauen. Politik, Wirtschaft und Tarifpartner sind aufgefordert zu handeln. Mädchen und Frauen in Deutschland haben heute höhere und bessere Schulabschlüsse als ihre männlichen Altersgenossen. Die Beteiligung von Frauen am Erwerbsleben steigt stetig an. Allerdings sind die Bedingungen, unter denen Frauen das eigene und auch das Familieneinkommen sichern, häufig schlecht. Unsichere Arbeitsverträge, niedrige Löhne und geringe Aufstiegschancen kennzeichnen die Erwerbssituation zahlreicher Frauen in Deutschland.
70 Prozent der atypisch Beschäftigten sind Frauen. Viele von ihnen, auch Akademikerinnen, verbleiben unfreiwillig in befristeten oder in Teilzeitarbeitsverhältnissen. Anlässlich eines gemeinsamen Forums der beiden Verbände mit dem Deutschen Caritasverband beim 3. Caritaskongress in Berlin fordern SkF und IN VIA Politik und Arbeitgeber auf, die Rahmenbedingungen für Frauen in Erwerbsarbeit zu verbessern. Die Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern bleiben bestehen. Vor allem, weil die Gehälter im sozialen und Dienstleistungsbereich deutlich niedriger und in diesen Arbeitsfeldern besonders häufig Frauen tätig sind. Darüber hinaus sind mehr als die Hälfte der geringfügig Beschäftigten Frauen. Die Anzahl der Leiharbeiterinnen stieg in zehn Jahren von mehr als 75.000 auf über 220.000 an. „Frauen tragen immer noch den mit Abstand größten Anteil der Sorge und Pflege in der Familie, sie sind mehr und mehr erwerbstätig und sind dennoch, gerade im Alter, häufig von Armut betroffen“, unterstreicht Irme Stetter-Karp, Vorsitzende von IN VIA Deutschland. Sie fordert den Gesetzgeber auf, ein rechtlich und finanziell abgesichertes System,für Sorge- und Pflegezeiten in der Familie zügig einzuführen.
„Geringfügig beschäftigte Frauen, also Frauen in Minijobs, haben kaum Chancen auf den Übergang in eine reguläre Beschäftigung und eine Alterssicherung ist nicht gegeben“, erläutert Anke Klaus, Bundesvorsitzende des SkF. Dies weist auch eine Studie des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) nach. „Eine Reform der Minijobs ist deshalb dringend geboten, um negative Anreize zu vermeiden“, so Klaus. Weiterhin fordern die beiden Verbände den Gesetzgeber auf, Wiedereinstiegsprogramme für Frauen, Teilzeitausbildungen für junge Eltern und Qualifizierungsangebote für Frauen im SGB II-Bezug gesetzlich abzusichern und kontinuierlich bereit zu stellen, statt sie immer wieder über befristete Aktionsprogramme zu fördern. Beide Verbände sind sich einig, dass das Ziel aller Bemühungen sein muss, angemessene Rahmenbedingungen für die eigenständige Existenzsicherung von Frauen zu schaffen. Der SkF unterstützt mit rund 10.000 Mitgliedern und 9.000 Ehrenamtlichen sowie 6.500 beruflichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in bundesweit 146 Ortsvereinen Frauen, Kinder, Jugendliche und Familien, die in ihrer aktuellen Lebenssituation auf Beratung oder Hilfe angewiesen sind. Sein Angebot umfasst u. a. 120 Schwangerschaftsberatungsstellen, 91 Betreuungsvereine, 37 Frauenhäuser, 36 Kindertageseinrichtungen, 34 Mutter-Kind-Einrichtungen, 31 Dienste der Kindertagespflege sowie 22 Adoptions- und 37 Pflegekinderdienste. Der SkF ist Mitglied im Deutschen Caritasverband.
IN VIA ist ein international organisierter katholischer Frauenverband, der sich gesellschaftspolitisch und durch konkrete Hilfen für gerechte Lebensbedingungen v. a. für Mädchen und junge Frauen einsetzt. IN VIA arbeitet mit 1.500 Hauptamtlichen und 2.500 Ehrenamtlichen in rund 70 Städten in Deutschland und erreicht mit seinen Angeboten jährlich ca. 60.000 Menschen (ohne Bahnhofsmissionen). IN VIA unterstützt vor allem Mädchen, Frauen und benachteiligte Jugendliche mit praktischen Hilfen. IN VIA ist auch der katholische Träger der Bahnhofsmissionen in Deutschland. IN VIA ist ein Fachverband im Deutschen Caritasverband.
Herausgegeben von IN VIA Katholischer Verband für Mädchen und vom Sozialdienst katholischer Frauen Deutschland e.V. Gesamtverein e.V.