Mit einem Fest feierte der SkF München am 17. Juli das 50jährige Bestehen seiner Beratungsstelle für Schwangere und junge Familien. Kardinal Reinhard Marx würdigte in seinem Grußwort die „intensive und gute Arbeit“, die der SkF München in den vergangenen 50 Jahren geleistet hat. „Sie haben einen unglaublich kostbaren Dienst getan für viele, viele Menschen“. Er wies auch darauf hin, dass die Geburt eines Kindes auch belastende Umstände mit sich bringen kann. „Da müssen wir zusammenstehen, da müssen wir helfen. Wir können das große Wunder des Lebens nur mit den Frauen schützen, nicht gegen sie,“ so Marx. Die Erzdiözese München und Freising finanziert bis heute die Beratungsstelle und unterstützt auch immer wieder die Fortentwicklung und den Ausbau der verschiedenen Angebote, die sich an den Bedarfen der Klientinnen orientieren.

 

Anfang der 70er Jahre: Diskussion über den § 218
„Wir haben abgetrieben!“ titelte das Magazin „Stern“ im Juni 1971 und befeuerte damit die Diskussion über den § 218, der den Abbruch einer Schwangerschaft unter Strafe stellte. Jahrelang setzten sich Öffentlichkeit, Politik und die Kirchen mit einer Reform des
§ 218 auseinander – höchst kontrovers und sehr intensiv. Es wurde deutlich, mit welchen Nöten schwangere Frauen zu kämpfen haben: Reicht das Einkommen? Ist die Wohnung groß genug? Wie kann ich (weiter-)arbeiten mit einem oder mehreren Kindern? Schaffe ich die Ausbildung mit Kind? Finde ich einen Betreuungsplatz? Was mache ich, wenn der Vater das Kind nicht will? Kann ich der Aufgabe, Mutter zu sein, gerecht werden?

 

Modellprojekt: Beratungsstelle für werdende Mütter in Not- und Konfliktsituationen
Auf Anfrage des Bundesministeriums für Familie und Jugend haben die kirchlichen Träger als Modellprojekt „Beratungsstellen für werdende Mütter in Not- und Konfliktsituationen“ eingerichtet, so auch der SkF 1973 in München. Es war naheliegend, dafür bereits vorhandene Strukturen und Synergieeffekte zu nutzen. So startete das Modellprojekt im SkF mit einer Sozialpädagogin und der engen Anbindung an ein bereits bestehendes Mutter-Kind-Haus.

 

Nicht nur Konfliktberatung
Schwangere sollten hier kompetente Ansprechpartnerinnen finden, die sie individuell beraten, aber auch konkret unterstützen können. „Es hat sich schnell gezeigt, dass es nicht nur um die Frage ‚Abbruch oder nicht‘ geht“, sagt Marina Macke, Leiterin der Beratung für Schwangere und junge Familien, wie der Fachdienst beim SkF heute heißt. „Viele Frauen kamen auch, weil sie mit ihren berechtigten Sorgen überfordert oder allein waren, und von Jahr zu Jahr kamen mehr.“ Die Schwangerenberatung wurde daher stetig ausgebaut.

Ab 2000: Neue Schwerpunkte der Beratung
Mit dem Ausstieg der katholischen Schwangerenberatungsstellen aus dem staatlichen System der Konfliktberatung um die Jahrtausendwende hat sich der Focus des Beratungs-angebots verschoben. Seither werden die Familien bei Bedarf bis zum 3. Lebensjahr des Kindes begleitet, um sie nachhaltig zu unterstützen und auch präventiv für eine gute Eltern-Kind-Bindung zu sorgen. Auch die Themen Kinderwunsch und Pränataldiagnostik haben in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Die Online-Beratung wird immer häufiger in Anspruch genommen und die Gruppenangebote wie die Kochkurse für Babynahrung, Geburtsvorbereitungs- und Rückbildungskurse erfreuen sich großer Beliebtheit. Wie das Frauencafé – ein offener Treff für die Klientinnen der SkF-Schwangerenberatung - dienen sie auch der Vernetzung der Mütter untereinander.

Bedarf ist weiterhin da
„Im Grunde hat sich an den Nöten der werdenden Mütter in den vergangenen 50 Jahren gar nicht so viel geändert – so traurig das ist“, sagt Marina Macke. Auch heutzutage sind vor allem Geldknappheit, zu kleine und zu wenig bezahlbare Wohnungen, mangelnde Betreuungsplätze für die Kinder und Probleme zwischen Mutter und Vater die Gründe, warum werdende Mütter Beratung und Hilfe beim SkF suchen. Der Bedarf ist jedenfalls weiterhin gegeben!

 

Bildunterschrift (v.l.n.r.):

Marina Macke, Leiterin der Beratung für Schwanger und junge Familien im SkF München, Kardinal Reinhard Marx, Romana Forst, stellvertretende Vorstandsvorsitzende SkF München, Heid Rösler, Vorstandsvorsitzende SkF München, Alexandra Krois, stellvertretende Geschäftsführerin SkF München, Elke Prumbach, Geschäftsführerin SkF München, Richard Stefke, Ressortleiter Caritas und Beratung im EOM  und Ellen Grisar, Vorstand SkF München.