Die Straffälligenhilfe des SkF setzt in ihrer Arbeit seit ein paar Monaten einen Hund in der psychosozialen Beratung ein. Die ersten Erfahrungen sprechen für sich: Wer Tiere mag, profitiert von dem Angebot.
Er heißt Sunny, ist ein Flat Coated Retriever, gut ausgebildet und sehr erfahren als Therapiehund. Zusammen mit Karina Brändlin, ausgebildete Therapiehundeführerin und systemische Paar- und Familientherapeutin, darf er seit Mitte letzten Jahres in die JVA Aichach. Die Sozialpädagogin arbeitet in der Straffälligenhilfe des SkF München und bietet im Gefängnis Sprechstunden für inhaftierte Frauen an.
Der Hund erleichtert die Kontaktaufnahme
Gerade die erste Zeit im Gefängnis ist für die Frauen sehr belastend. Ängste, Schuldgefühle und Scham führen dazu, dass sich viele Frauen zurückziehen, sich abweisend und misstrauisch verhalten. Vertrauen in ihr Gegenüber zu fassen, fällt ihnen schwer. Hier setzt das Hundegestützte Beratungsangebot an. Schon die Anwesenheit eines Hundes senkt nachweislich den Stresslevel. „Manchmal rede ich nur mit Frau Brändlin und Sunny liegt einfach neben mir. Seine Anwesenheit alleine gibt mir innere Ruhe und Geborgenheit“, sagt eine Klientin in der JVA Aichach. Der Hund wirkt wie ein Eisbrecher. Allein, dass er da ist, sorgt für eine gute Atmosphäre, und vielen Frauen fällt es durch ihn leichter, sich zu öffnen. Die Beraterin findet so Zugang zu den Klientinnen und kann ihre Angebote an die Frau bringen.
Ein Hund spiegelt das eigene Verhalten
Sunny wird auch bewusst in der psychosozialen Beratung eingesetzt. In Einzeltrainings arbeitet Brändlin mit zielgerichteten Übungen, unterstützt durch systemische Fragetechniken. Die Themen sind dabei individuell auf die jeweilige Frau zugeschnitten. Interaktive Übungen mit dem Hund machen die eigenen Verhaltens- und Kommunikationsmuster sichtbar. Sunny reagiert immer unmittelbar darauf. Mit dieser Erfahrung lassen sich Handlungs-alternativen erarbeiten, die man auch gleich wieder ausprobieren kann. „Ich mache mit Sunny einfache Übungen und komme dadurch an teils tief verborgene Gefühle, die Menschen in mir nicht auslösen“, erzählt die Klientin. Momentan wird das Training alle 14 Tage für 3 Stunden angeboten.
Positives Feedback von allen Seiten
Das Bayerische Justizministerium und die Leitung der JVA Aichach haben das Angebot sehr wohlwollend aufgenommen und unterstützt. Obwohl es ähnliche Projekte in anderen Ländern schon seit den 70er Jahren gibt, hatte es sich bislang in Deutschland noch nicht verbreitet. Für Frauen ist es das einzige Angebot in Bayern. Die ersten Erfahrungen geben der Idee recht. Nicht nur die Klientinnen nehmen die Arbeit mit dem Hund sehr gut an. Auch die Mitarbeiter*innen in der JVA bestätigen, dass viele Frauen gefestigter wirken und sich im Gefängnisalltag ruhiger und ausgeglichener zeigen.
Resozialisierung ist das Ziel
Das Angebot soll über die Zeit der Haft hinauswirken. „Eine gute Vorbereitung auf die Freiheit kann verhindern helfen, dass jemand wieder straffällig wird oder mit seinem Leben draußen nicht zurechtkommt“, sagt Karina Brändlin. Die Arbeit mit den Täter*innen kommt immer auch dem Opferschutz zugute. Für die Gesellschaft ist jede verhinderte Straftat ein Gewinn.
Mittlerweile gbit es auch ein ambulantes Gruppenangebot für delinquente Mädchen und junge Frauen. Weitere Informationen zu dem Angebot finden Sie hier