Heuer werden der Equal Care Day am 1. März und der Equal Pay Day am 7. März begangen. Der SkF München als Frauenfachverband erlebt täglich die Auswirkungen der ungleichen Verteilung von Care-Arbeit und der auch damit zusammenhängenden geringeren Einkommen von Frauen.
Wir meinen: Das muss sich ändern!
Der Equal Care Day am 1. März will auf die bestehende Ungleichheit in der Verteilung der Sorgearbeit zwischen Männern und Frauen hinweisen. Der Equal Pay Day hingegen verweist auf die ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen. Laut statistischem Bundesamt beträgt der unbereinigte Gender Pay Gap 18 Prozent (letzte Erhebung 2020), das sind 66 Tage, die Frauen jährlich unentgeltlich arbeiten. Daher fällt der Tag dieses Jahr auf den 7. März.
Care-Arbeit im privaten Umfeld wird immer noch zu einem wesentlich größeren Teil von Frauen geleistet. Damit ist der so genannte Gender Care Gap mit 52,4% (Erhebung 2019) die Hauptursache, wenn auch nicht die einzige Ursache, für Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen, also den Gender Pay Gap. Wer weniger Zeit für Lohnarbeit hat, hat dadurch ein geringeres Einkommen.
Daneben gibt es aber noch weitere Gründe für die Einkommenslücke: Berufe, in denen vorrangig Frauen tätig sind, werden meist schlechter bezahlt, und Frauen erhalten z.T. immer noch bei gleicher Leistung einen geringeren Lohn.
Wie unmittelbar die beiden Tage und Themen zusammenhängen, zeigt auch das diesjährige Motto des Equal Pay Day: „Equal pay 4.0 – gerechte Bezahlung in der digitalen Arbeitswelt“. In Zeiten der Pandemie wurde Arbeit flexibler gehandhabt und die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten, verstärkt angeboten und genutzt. Was grundsätzlich der Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu Gute kommen kann, hat sich im Laufe der Corona-Krise als weiterer Fallstrick auf dem Weg zu mehr Geschlechter-gerechtigkeit herausgestellt. Denn wenn beide Partner*innen im Homeoffice arbeiten, verbringen Frauen immer noch durchschnittlich 2,6 Stunden pro Woche mehr mit Sorgearbeit – bei Männern hingegen ist keine nennenswerte Änderung feststellbar.
Auch in der ausgelagerten Sorgearbeit zeigen sich große Unterschiede entlang der Geschlechter-differenz. Die meisten Care-Berufe werden zu einem sehr großen Teil von Frauen ausgeübt. Gerade diese Berufe sind es aber, die auf persönliche Kontakte kaum verzichten können und in denen die Mitarbeiter*innen, wenn überhaupt, nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten zum Homeoffice haben. Hier zeigt sich deutlich, wie ungleich die Digitalisierung bei Frauen und Männern ankommt.
In den Blick genommen werden müssen auch die Bedingungen für weniger gut Verdienende oder Menschen, die in beengten Wohnverhältnissen leben. Sind Ausstattung und räumliche Möglichkeit zum Arbeiten von zu Hause nicht ausreichend vorhanden, ziehen erfahrungsgemäß oft Frauen „den Kürzeren“ und überlassen das ruhige Arbeitszimmer oder den einzigen Laptop dem Partner. Hier muss auch erwähnt werden, dass Frauen von ihrem Arbeitgeber statistisch gesehen im Homeoffice deutlich schlechter ausgestattet werden.
Die Digitalisierung schreitet unaufhaltsam voran – und das ist auch gut so. Für die Überwindung von Geschlechter-Ungleichheit fordert der SkF München aber, dass endlich die Bedarfe von benachteilig-ten Gruppen ausreichend in den Blick genommen werden und Veränderungen so ausgestaltet werden, dass sie allen zu Gute kommen.
Digitalisierung kann Geschlechterungleichheit verstärken. Als sozialer Träger erleben wir unmittelbar die Auswirkungen dieser Ungleichheit, z. B. dadurch, dass immer mehr Alleinerziehende und Familien von Wohnungslosigkeit bedroht sind oder Frauen aufgrund starker finanzieller Abhängigkeit nicht aus Gewaltbeziehungen fliehen.
Wir müssen uns als Gesellschaft insgesamt anstrengen und sowohl vorherrschende Vorstellungen über geschlechtliche Arbeitsteilung überwinden, als auch konkret die Handlungsspielräume aller verbessern. Zum Beispiel dadurch, was Care-Arbeit eigentlich schon immer verdient: vollständige Anerkennung.