Im vergangenen Jahr sind die Fälle häuslicher Gewalt in Bayern um 10,5% gestiegen.
Die 41 bayerischen Frauenhäuser können den Bedarf kaum auffangen – auch wegen zu wenig bezahlbaren Wohnungen.
21.275 aktenkundige Fälle häuslicher Gewalt gab es 2022 in Bayern. Frauen, die häusliche Gewalt erleben, kommen aus allen Einkommensschichten. „Es ist mir wichtig, immer wieder zu betonen: Gewalt betrifft auch sehr gut ausgebildete Frauen und Familien mit hohen Einkommen. Allerdings haben es Frauen mit niedrigerem Einkommen häufig besonders schwer, ihren Partner zu verlassen und sich aus der Situation zu befreien“, so Cornelia Trejtnar, Leiterin der beiden Frauenhäuser des SkF im Landkreis München.
Psychische Gewalt schwer nachweisbar
Häusliche Gewalt beginnt meist schleichend. Viele Frauen berichten, dass sie zunächst verbal angegriffen, beleidigt und klein geredet wurden. Häufig werden sie auch von ihren Partnern kontrolliert und die Kontakte immer mehr eingeschränkt. „In den meisten Fällen kommt körperliche Gewalt nicht aus dem nichts, sondern es gibt eine längere Vorgeschichte. Leider ist es aber immer noch zu wenig bekannt, dass auch psychische Gewalt schreckliche Auswirkungen hat und die Betroffenen unterstützt werden müssen“, sagt Cornelia Trejtnar weiter. Und bei psychischer Gewalt ist die Nachweisbarkeit besonders schwierig. Hier kann in Zukunft hoffentlich die App „Gewaltfrei in die Zukunft“ helfen, die gerade als Pilot-Projekt in Berlin und Niedersachsen getestet wird. Sie soll betroffenen Frauen neben niedrigschwelligen Informationen auch die Möglichkeit zur gerichtsverwertbaren Dokumentation von Übergriffen geben.
Zu wenig bezahlbarer Wohnraum
Im Großraum München gibt es eine weitere Hürde, die es betroffenen Frauen schwer macht, aus der Gewaltbeziehung zu entkommen. Nach dem Frauenhaus brauchen die Frauen und ihre Kinder eine eigene Wohnung. „Eine Anschlusswohnung zu finden ist in München und im Umland besonders schwer. Gewaltbetroffene Frauen wissen das – und entscheiden sich deshalb leider immer häufiger gegen eine Flucht vor ihrem Partner“, gibt Cornelia Trejtnar zu bedenken.
Die Angebote des SkF München können helfen
Als SkF München e.V. betreiben wir zwei Frauenhäuser im Landkreis München, vermitteln mit dem Fachdienst „Second Stage“ nach dem Frauenhaus in eigenen Wohnraum und engagieren uns im Münchner Unterstützungs-Modell gegen häusliche Gewalt (MUM).