Zum Tag der Wohnungslosen haben wir uns an einer Aktion der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe beteiligt. Längst ist Wohnungslosigkeit in der Mitte der Gesellschaft angekommen: Immer mehr unserer Klientinnen haben einen Job - und finden dennoch keinen Wohnraum.
Am 11. September ist Tag der Wohnungslosen. Unter dem Motto „Politik in die Pflicht nehmen – Wohnungsnot beenden“ haben wir uns an einem Aktionstag der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG W) beteiligt und Flyer an Passant*innen verteilt, um auf eine der größten gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit aufmerksam zu machen.
Mehr als 500.000 Menschen waren Anfang 2025 in Deutschland wohnungs- und obdachlos. Das ist ein neuer Höchststand und eine besorgniserregende Entwicklung. Wohnen ist ein Menschenrecht, ein bezahlbares Zuhause zu finden wird aber gerade für Alleinerziehende, große Familien und Ältere immer schwieriger.
474.700 wohnungslose Menschen sind derzeit laut Statistischem Bundesamt untergebracht. Die Statistik erfasst Menschen, die in der Nacht von 31. Januar bis 1. Februar 2025 in überlassenem Wohnraum, Sammelunterkünften oder Wohnungsloseneinrichtungen übernachtet haben. Hinzu kommen Obdachlose und zahlreiche Menschen, die bei Verwandten oder Bekannten untergekommen sind und nirgendwo gemeldet werden.
In München waren zuletzt etwa 11.000 Personen wohnungslos. Rund 40 Prozent von ihnen sind inzwischen weiblich. Die Gründe sind vielfältig: Viele von ihnen haben Gewalt durch ihre Familie oder ihren Partner erlitten und so ihr Zuhause verloren. Zudem sind auch immer mehr Kinder betroffen: Rund 3.000 Minderjährige waren zuletzt in München wohnungslos. Und je mehr Kinder eine Familie hat, desto schwieriger ist es, eine Wohnung zu finden.
Der SkF München ist Anlaufstelle für Frauen in München, die wohnungslos sind oder befürchten müssen, ihre Wohnung zu verlieren. Zudem haben wir im Stadtgebiet rund 430 Bettplätze für wohnungslose Frauen in allen Lebenslagen, darunter eine Unterkunft für Schwangere und junge Mütter, eine für Frauen über 50 und eine für Familien mit vielen Kindern. Unsere Klientinnen leben allerdings in beengten Verhältnissen, die Unterkünfte sind in der Regel zur Überbrückung gedacht, doch es dauert immer länger, die Bewohnerinnen in bezahlbaren Wohnraum zu vermitteln – es gibt einfach zu wenig.
"Unsere Klientinnen müssen oft jahrelang warten", sagt Melanie Schauer, Bereichsleitung für Wohnungslosenhilfe beim SkF München. "Zudem stellen wir fest, dass Wohnungslosigkeit in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. Immer mehr unserer Klientinnen haben einen Job und finden dennoch keine Wohnung."
Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG W) warnt vor einer Normalisierung der Krise und fordert, die Bundesregierung müsse bei der Sozial- und Wohnungspolitik deutlich nachbessern. Zwar habe sich wohnungspolitisch einiges bewegt, die Maßnahmen greifen aber immer noch zu kurz. „Die Wohnungslosigkeit ist kein vorübergehendes Phänomen. Sie ist das Ergebnis jahrelanger Versäumnisse und politischer Untätigkeit.“ Sie fordert deutlich mehr bezahlbaren Wohnraum, insbesondere durch den Ausbau des Sozialwohnungsbestands mit langfristiger Bindung und festen Quoten für wohnungslose Menschen.