Mit dem Projekt „Sail For Kids“ waren sechs Kinder aus unserem Flexiheim in Kroatien segeln. Für viele war es der erste Urlaub überhaupt. Auf dem Meer sind die Mädchen über sich selbst hinausgewachsen. Ein unvergessliches Erlebnis!
53 wohnungslose Kinder leben im Flexiheim am Krautgarten mit ihren Eltern in kleinen möblierten Appartements. Bis zu neun Personen teilen sich hier zwei Zimmer, Küche und Bad werden oft mit anderen Familien gemeinsam genutzt. In den Ferien, wenn alle daheim sind, wird es hier besonders eng. Denn Urlaub macht hier niemand. Nun waren sechs Mädchen zwischen neun und zwölf Jahren eine Woche lang beim Segeln in Kroatien. Was für ein Erlebnis! Auf dem Meer Freiheit erleben, Verantwortung übernehmen und über die eigenen Grenzen hinauswachsen.
Die Aufregung im Vorfeld war natürlich groß. „Gibt es da auch Haie?“, will ein Mädchen bei der Vorbesprechung wissen. Eine Mutter erkundigt sich mehrmals, auf was für ein Schiff ihre Tochter steigen wird – ein Teil der Familie ist bei der Flucht nach Deutschland ertrunken. Philipp von „Sail For Kids“ kann die beiden beruhigen. Er ist Mitgründer des Projekts und als einer der Skipper für die Sicherheit an Bord zuständig. Seit Jahren nimmt "Sail For Kids" benachteiligte Kinder zum therapeutischen Segeln mit, um ihnen einen neuen Blick aufs Leben zu ermöglichen. „Als Crewmitglied an Bord lernen die Kinder Verantwortung zu übernehmen, erkennen ihre Stärken und erfahren die Kraft des Miteinanders. Ein ganz besonderes Erlebnis“, sagt Philipp.
Viele Kinder, die er auf hohe See mitgenommen hat, waren noch nie im Meer schwimmen oder haben überhaupt Deutschland verlassen. Er ist der festen Überzeugung: Segeln verändert – im Positiven. So ein Schiff habe etwas Magisches: Wenn die Kinder an Bord gingen, kämen sie praktisch sofort zur Ruhe, erzählt Philipp. Eine Erfahrung, die auch für die Mädchen, die im trubeligen Flexiheim kaum Privatsphäre haben, ganz wichtig in dieser Woche war.
„Es war einfach toll“, sagt Flexiheim-Leitung Sabrina Leidenroth, eine von zwei Betreuerinnen des SkF München e.V., die die Kinder begleitet haben. „Die Mädchen sind total entspannt nach der Woche, sie haben richtig tolle Erfahrungen gemacht, haben wunderschöne Natur gesehen und Abenteuer erlebt. Sie konnten mal abschalten, aber sie hatten auch viel Spaß, haben sich überwunden. Und als wir am Ende noch Delfine gesehen haben, war die Woche natürlich perfekt.“
Eine Erfahrung, die die Mädchen sicher nie vergessen werden – und von der sie auch in der Schule berichten wollen. Denn Armut und Wohnungslosigkeit schließt natürlich immer auch von gesellschaftlicher Teilhabe aus. Nun können die Mädchen auch mal vom Urlaub erzählen, vom Baden in einsamen Buchten, vom Leben auf dem Schiff, vom endlosen Sternenhimmel über dem Meer und natürlich von den Delfinen, die im Gegensatz zu Haien ziemlich freundlich wirken.
Der SkF München e.V. bedankt sich bei "Sail For Kids", die diesen unvergesslichen Segeltörn möglich gemacht haben. Bei der Anna Krauß-Stiftung, die vorab einen Schwimmkurs für die Mädchen finanziert hat – der erste wichtige Schritt, damit sich die Kinder sicher im Wasser bewegen konnten. Und bei der Josef Schörghuber-Stiftung, die die Anreise- und Verpflegungskosten übernommen hat sowie bei der Turning Point Stiftung, die die Schiffe bezahlt hat.