40 Jahre WGs für wohnungslose Frauen
Im Sommer feierten die Wohngemeinschaften für wohnungslose Frauen 40-jähriges Jubiläum.

Unsere Wohngemeinschaften feiern Jubiläum. In diesen erleben die Frauen Gemeinschaft - und nehmen im besten Fall Freundschaften mit. Doch das Konzept musste sich erst bewähren.

 

48 WG-Plätze bietet der SkF München e.V. für wohnungslose Frauen an, die bei Themen wie Wohnen, Arbeit, Gesundheit und soziale Beziehungen Unterstützung brauchen. In diesem Jahr feiern die Wohngemeinschaften 40-jähriges Jubiläum. Bei einem Fest kamen gerade aktuelle und ehemalige Mitarbeiterinnen und Bewohnerinnen zusammen. „Die Unterstützung und Motivation werde ich nie vergessen“, berichtete eine Klientin. Die Sozialpädagoginnen hätten ihr „viel Zuversicht in der Not geschenkt“, sagt eine andere.

 

Ursprünglich waren die WGs nur für Frauen geplant, die zuvor in einer SkF-Wohnungslosenunterkunft gelebt hatten. Nach der engmaschigen Begleitung sollten die Bewohnerinnen, die bereits ein gewisses Maß an Stabilität gewonnen hatten, hier ihre Selbstständigkeit erproben und so schrittweise Eigenverantwortung übernehmen. Das Zusammenleben sollte auch der Angst vor Einsamkeit und Isolation, welche viele Frauen in der Sofortunterbringung hielt, entgegenwirken.

 

Die erste WG mit fünf Plätzen eröffnete 1985 in der Implerstraße. Schnell zeigte sich jedoch, dass es für die verschiedenen Persönlichkeiten gar nicht so leicht war, sich in einer Gemeinschaft zurecht zu finden, die man sich nicht selbst ausgesucht hatte. Die Frauen kamen alle aus derselben Einrichtung und brachten bereits Konflikte mit. Die Sozialpädagoginnen erkannten bald, dass viele Bewohnerinnen so sehr mit den Schwierigkeiten in der WG zu kämpfen hatten, dass sie nicht dazu kamen, eigene Herausforderungen zu bewältigen. Das Konzept stand daher nach dem ersten Jahr zunächst in Frage, 1986 wurde es überarbeitet, mit Erfolg.

 

Heute kennen sich die WG-Bewohnerinnen in der Regel nicht, sie kommen aus unterschiedlichen Einrichtungen, manche hatten vorher auch noch gar keinen Kontakt zum SkF. Zudem gibt es nicht nur eine Sozialpädagogin, die die Frauen unterstützt das Zusammenleben zu organisieren und Regeln für die Hausgemeinschaft zu finden, sondern zusätzliche für jede Bewohnerin eine eigene Bezugsbetreuerin.

 

Viele andere Grundlagen von damals gelten noch heute, das Konzept hat sich bewährt, die Zahl der WGs ist in den vergangenen 40 Jahren stetig gewachsen. Inzwischen bietet der SkF München e.V. elf Wohngemeinschaften an acht Standorten im Stadtgebiet München, alle in U-Bahn-Nähe. Im Winter wird eine weitere Wohngemeinschaft in Milbertshofen eröffnet.

 

„Die WGs sind beständiger und weniger anonym als eine Sofortunterbringung“, sagt Simone Ortner, Bereichsleitung für die Wohnungslosenhilfe beim SkF. „Die Frauen haben ein eigenes Zimmer als Rückzugsraum, wenn sie wollen, können sie nach einem anstrengenden Tag aber auch einer Mitbewohnerin in der gemeinsamen Küche davon erzählen.“ Im besten Fall entstehen hier Kontakte, die bleiben. Beim Jubiläum berichtet eine ehemalige Bewohnerin, sie habe damals nicht nur ein Zuhause, sondern auch Freunde gefunden.