Fünf Frauen auf dem Podium.
Frauenhaus-Leiterin Cornelia Trejtnar, Polizistin Andrea Kleim, eine Betroffene, die wir zu ihrem Schutz unkenntlich haben, Moderatorin Sybille Giel, die Ehrenamtliche sowie Psychologin Luana von Schwerin-Blume (von links).

Alle 68 Sekunden wird eine Frau in Deutschland Opfer von Gewalt. Aber wer sind die Frauen hinter diesen Zahlen? Bei einem Podiumsgespräch beim SkF München e.V. haben fünf Frauen, die mit häuslicher Gewalt zu tun haben, von ihren Erfahrungen berichtet.

 

Am 25.11. ist internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen. In Deutschland nimmt diese Gewalt weiter zu, haben gerade Bundeskriminalamt und Innenministerium erklärt. 187 000 Frauen wurden demnach 2024 in Deutschland Opfer häuslicher Gewalt. Aber wer sind die Menschen hinter diesen Zahlen? Gerade saßen fünf von ihnen beim SkF München auf dem Podium, um etwa 50 Zuhörer*innen von ihren Erfahrungen zu berichten: eine ehemalige Bewohnerin unserer Frauenhäuser, eine Beamtin der Kripo, die Leiterin der SkF-Frauenhäuser, eine dort tätige Psychologin und eine Ehrenamtliche. Moderiert wurde der spannende Abend von Journalistin und Moderatorin Sybille Giel.

 

Es ging um Frauen, die 20 Jahre nicht mehr allein einkaufen waren. Um Frauen, die jede Nacht vergewaltigt werden, in ihrem eigenen Zuhause. Und um physische, psychische und soziale Gewalt, mit der Täter ihre Opfer kontrollieren und klein halten. Eindrücklich berichtete die Betroffene, wie lange sie selbst gebraucht habe, um zu erkennen, dass sie ein Opfer ist: "Häusliche Gewalt ist nicht immer das blaue Auge", sagte sie. Erst als ihr Sohn Auffälligkeiten gezeigt und ein Kinderarzt dringend zur Trennung geraten habe, um dessen Sicherheit zu gewährleisten, habe sie nach 19 Jahren Beziehung den Schritt ins Frauenhaus gewagt. Bis heute streitet sie mit ihrem Mann vor Gericht ums Sorgerecht. Zwei Tage die Woche muss sie nach dem Willen des Jugendamts den kleinen Sohn zum Vater bringen, auch wenn dieser Angst vor ihm habe.

 

"Wir brauchen dringend eine Änderung des Umgangs- und Sorgerechts", sagte Frauenhausleiterin Cornelia Trejtnar. Entgegen der Instanbuler Konvention, die Deutschland ratifiziert hat, führt häusliche Gewalt hierzulande, anders als in vielen anderen Ländern, noch immer nicht zum Entzug des Umgangsrechts. Im Gegenteil: Noch immer verlieren Frauen, die ins Frauenhaus fliehen, ihre Kinder mit der Begründung, sie würden den Nachwuchs dem anderen Elternteil entziehen. Dabei hat die Forschung gezeigt, dass auch das Miterleben von Gewalt Kinder in ihrer Entwicklung beeinträchtigt. Dennoch sind Frauen hier nach wie vor auf die Kompetenz und Haltung der Gerichte und Jugendämter angewiesen. "Wir müssen regelrecht um eine Pause kämpfen, damit Mutter und Kind mal Ruhe vom gewalttätigen Vater haben", sagte Trejtnar. Wie schwierig es viele Betroffene haben, konnte auch Kriminalhautkommissarin Andrea Kleim an diesem Abend auf dem Podium bestätigen.

 

Das Podiumsgespräch fand im Rahmen der Münchner Aktionswochen gegen Gewalt an Frauen statt. Zudem ist der Eingang des Skf München e.V. derzeit orange beleuchtet, wir beteiligen uns damit an der UN-Kampagne #orangerheworld. Jeden November leuchten seit 1991 prominente Bauwerke auf der ganzen Welt orange, um auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam zu machen. Und wir unterstützen die Bäckeraltion "Gewalt kommt nicht in die Tüte", bei der derzeit wieder Bäckertüten mit Hilfsangeboten in München und Umgebung von Bäckereien und Berufsschulen verteilt werden.