Die Kinderarmut in Deutschland steigt – und die Politik schaut weg. Darauf macht die Freie Wohlfahrtspflege Bayern zum Weltkindertag in einer Pressemitteilung aufmerksam. Besonders betroffen sind Kinder aus Alleinerziehenden-Haushalten.
Die Freie Wohlfahrtspflege Bayern macht in einer Pressemitteilung auf eine stille Krise aufmerksam, die viele Kinder in Bayern betrifft: Armut. Trotz wirtschaftlicher Stärke leben weit über 200.000 Kinder im Freistaat in Armut oder sind davon bedroht. Politische Lösungen? Fehlanzeige! Weder der Koalitionsvertrag der Bundesregierung aus SPD und CDU/CSU noch aktuelle Reformen liefern Ansätze, wie Kinderarmut wirksam bekämpft werden kann.
Laut Daten des Statistischen Bundesamts ist die Armutsgefährdungsquote bei unter 18-Jährigen in Deutschland von 14 Prozent im Jahr 2023 auf 15,2 Prozent in 2024 gestiegen. Das heißt, dass mehr als jedes siebte Kind bzw. Jugendlicher in Deutschland in Armut lebt. Besonders betroffen sind Kinder aus Alleinerziehenden-Haushalten: In dieser Gruppe stieg die Quote zuletzt auf 27 Prozent.
Die viel diskutierte Kindergrundsicherung, die Armut durch eine gebündelte und zielgerichtete Familienleistung aus einer Hand bekämpfen sollte, ist politisch gescheitert. Im aktuellen Koalitionsvertrag zwischen SPD und CDU/CSU findet sich kein Hinweis auf eine Neuauflage. Auch ein alternativer Plan zur Bekämpfung von Kinderarmut fehlt. Lediglich eine leichte Erhöhung bei den Teilhabeleistungen ist angedacht, die ohnehin kaum bei den Betroffenen ankommen. Stattdessen wird erneut über Kürzungen beim Bürgergeld diskutiert – mit direkten Auswirkungen auf die Schwächsten der Gesellschaft.
"Es ist ein politischer Offenbarungseid, dass in Deutschland jedes siebte Kind in Armut lebt – und die Bundesregierung kein Konzept dagegen hat. Die Diskussion um Einsparungen beim Bürgergeld stigmatisiert Menschen in Armut und verschärft die Not der Kinder", warnt Pfarrer Dr. Andreas Magg, Vorsitzender der Freien Wohlfahrtspflege Bayern und Landes-Caritasdirektor.
Armut grenzt Kinder aus – in der Schule, im Sportverein, in der Freizeit. Sie haben häufig keine passende Kleidung, starten hungrig in den Tag oder wohnen oft in beengten Wohnverhältnissen ohne passende Orte zum Lernen. Studien belegen: Armut im Kindesalter hinterlässt Spuren – gesundheitlich, sozial und emotional. Die Folgen reichen bis ins Erwachsenenleben: geringere Bildungschancen, schlechtere Gesundheit, höhere Arbeitslosigkeit.
Kinderarmut ist kein Randproblem. Laut Studien verursacht sie volkswirtschaftliche Folgekosten in Milliardenhöhe. Bildungsförderung, Gesundheitsversorgung und soziale Teilhabe müssen später oft teuer nachgeholt werden. Die Freie Wohlfahrtspflege Bayern warnt daher vor den gesellschaftlichen Konsequenzen einer Politik, die kurzfristig spart und langfristig zahlt, und fordert ein Sofortprogramm gegen Kinderarmut. Andreas Magg abschließend: "Wer bei Kindern spart, spart an der Zukunft unseres Landes. Es braucht endlich den politischen Willen, Kinderarmut nicht nur zu beklagen, sondern wirksam zu bekämpfen."
In der Freien Wohlfahrtspflege Bayern sind das Bayerisches Rotes Kreuz, die Arbeiterwohlfahrt, der Landes-Caritasverband Bayern, die Diakonie Bayern, der Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern und der Paritätische Wohlfahrtsverband Bayern organisiert. Gemeinsam erbringen die Verbände rund 75 Prozent aller sozialen Dienstleistungen in Bayern. Als Verband unterstützt die Freie Wohlfahrtspflege Bayern ihre Mitglieder durch Koordination und Absprachen bei der Realisierung von Zielen, mit denen sie ihren Beitrag dazu leisten, Bayern sozial zu gestalten.