Im Flexiheim am Krautgarten finden Eltern und Kinder ein Dach über dem Kopf. Anlässlich des Tages gegen Armut hat Kardinal Reinhard Marx, der Erzbischof von München und Freising, mit Bewohner*innen und Mitarbeiter*innen gesprochen.
Am 17. Oktober ist der Internationale Tag zur Beseitigung der Armut. In München sind knapp 270.000 Menschen armutsgefährdet, besonders betroffen sind Alleinerziehende und Familien mit vielen Kindern. Die Lebenshaltungskosten und Mietpreise sind in München besonders hoch und die Zahl der Wohnungslosen steigt weiter an. Für Kinder ist das besonders schlimm: Die Armut der Eltern beeinträchtigt ihre Bildungschancen, ihre Entwicklung, ihre Gesundheit und ihre soziale Teilhabe.
"Wir sollten noch mehr für die Kinder tun. Sie brauchen Chancen und Räume, um sich entfalten und auch mit anderen in Kontakt treten zu können. Es ist moralisch verwerflich und wirtschaftlich unvernünftig, die Kinder nicht zu fördern“, sagte Kardinal Marx beim Besuch des Flexiheims am Krautgarten. Die Wohnungslosenunterkunft für Familien mit vielen Kindern im Münchner Westen wird vom SkF München e.V. betrieben. Der katholische Frauenfachverband kümmert sich um Frauen, Familien und Kinder in akuter Wohnungsnot.
Derzeit leben im Flexiheim 53 Kinder und 35 Erwachsene. Der Raum ist beengt: Die Familien kommen in kleinen, einfach möblierten Apartments unter. Bis zu neun Personen teilen sich bisweilen zwei Zimmer. Küche und Bad werden oft mit anderen Familien gemeinsam genutzt. Eigentlich soll das Flexiheim nur eine Übergangslösung für sechs Monate sein, doch weil es zu wenig bezahlbaren Wohnraum und viel zu wenige Sozialwohnungen gibt, leben manche Familien hier deutlich länger. "Es darf nicht sein, dass jemand in diesem Land auf der Straße landet. Der Staat muss menschenwürdiges Leben ermöglichen", betonte Kardinal Marx bei seinem Besuch.
Unterstützt werden die Bewohner*innen durch ein Fachteam. Unter anderem kümmern sich Erzieherinnen und Sozialpädagoginnen um Eltern und Kinder. Während den Eltern eine allgemeine Sozialberatung für alle Fragen zu den Themen Existenzsicherung, Arbeits- und Wohnungssuche zur Verfügung steht, bieten die Erzieherinnen eine Hausaufgabenbetreuung und Freizeitprogramme für die Kinder an.
Amina M. lebt seit 30 Jahren in Deutschland, hat hier geheiratet und vier Kinder bekommen. Nach dem Tod ihres Mannes und einer Eigenbedarfskündigung ist sie im Flexiheim untergekommen. "Ich befinde mich in einer sehr schwierigen Lage. Vor kurzem habe ich meinen Ehemann verloren, er ist verstorben. Seitdem trage ich alleine die Verantwortung für meine Familie und meine schwerbehinderte Tochter", berichtete die Frau dem Kardinal. Mit ihrer 28-jährigen schwerbehinderten Tochter und dem 17-jährigen Sohn, der noch zur Schule geht, lebt sie nun auf 22 Quadratmetern inklusive Küche.
"Es kann wirklich jedem passieren: Man kann seinen Job verlieren, krank werden, aus der Wohnung gekündigt werden. Und auch wer noch nie staatliche Hilfe gebraucht hat, ist dann auf Unterstützung angewiesen", erklärte Sabrina Leidenroth, Leiterin des Flexiheims am Krautgarten. "Kinder leiden besonders unter der Situation. Deswegen versuchen wir mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln, ihre Entwicklung zu fördern, die Kontakte untereinander zu ermöglichen und auch dafür zu sorgen, dass sie ihr Potenzial entfalten und eine gute Zukunftsperspektive haben."