„Vom Mädchenerziehungsheim zu den Heilpädagogischen Wohngruppen“ – unter diesem Motto feiert der SkF am 22. September von 11 bis 17 Uhr mit einem Tag der Offenen Tür das 50-jährige Jubiläum der Jugendhilfeeinrichtung in Thalkirchen.

Mädchen und jungen Frauen, die aus verschiedenen Gründen nicht mehr bei ihren Eltern leben können, bot Haus Maria Thalkirchen schon Anfang des letzten Jahrhunderts eine Unterkunft. Damals sprach man von „schwer erziehbaren Jugendlichen aus zerrütteten Familien“, die in einem „Erziehungsheim“ vor „Verwahrlosung gerettet“ werden mussten. Das ist glücklicherweise schon lange vorbei.
1973 hat sich der SkF München für ein neues, damals sehr modernes Konzept entschieden und das bisherige „Mädchenerziehungsheim“ zu „Heilpädagogischen Wohngruppen“ umgeformt. Der Name spricht für sich: Die Wohnform entspricht der Idee, die auch in Wohngemeinschaften gelebt wird. Jedes Mädchen hat ein eigenes Zimmer, nutzt aber gemeinsam mit anderen Bewohnerinnen ein Wohnzimmer, die Küche und einen Hauswirtschaftsraum. Die Eigenverantwortlichkeit wird gefördert, der Gemeinsinn gestärkt.
„Wir möchten junge Menschen in ihrer persönlichen, sozialen und schulischen Entwicklung unterstützen und arbeiten dabei ressourcenorientiert“, sagt Julia Hartmann, eine der beiden Leitungen der Wohngruppen. „Das heißt, wir berücksichtigen die individuellen Bedürfnisse, Interessen und Fähigkeiten der jungen Frauen und helfen ihnen dabei, ihre Potenziale zu entdecken und weiterzuentwickeln.“ Dabei arbeiten die Pädagoginnen eng mit den Jugendlichen zusammen. „Sie sollen den Raum haben, eigene Entscheidungen für sich zu treffen, und sich aktiv in die Gestaltung ihres Lebens einbringen“, ergänzt Julia Gänsrich, die zweite Leitung der Wohngruppen. „Es geht uns immer um Partizipation auf der Basis von gegenseitigem Respekt, Vertrauen, Offenheit und Empathie.“
Wie sich die Pädagogik in dem halben Jahrhundert entwickelt hat, wird bei einem Podiumsgespräch veranschaulicht: Drei ehemalige Bewohnerinnen erzählen über ihre Erfahrungen und ihr Leben. Eine hat vor 20 Jahren dort gelebt und ist jetzt selbst Vormund einer Bewohnerin. Die andere ist vor einem Jahr ausgezogen und studiert jetzt Soziale Arbeit. Die dritte ist Rita Kondo, ist vor gut 10 Jahren ausgezogen und hat ein Buch über ihr Leben veröffentlicht. Zwei Pädagoginnen schildern den Alltag in den Wohngruppen aus ihrer Perspektive. Das Gespräch moderiert die Journalistin Livia Kerp.