Für die bayerischen Schwangerschaftsberatungsstellen stellt die Überlastung der Ämter und Behörden und die daraus resultierende Wartezeit auf Hilfeleistungen ein Dauerproblem dar. Bei der gemeinsamen Klausurtagung der Leiterinnen der Katholischen Beratungsstellen für Schwangerschaftsfragen in Regensburg wurde über die Zukunftsfähigkeit der Beratungsstellen und die vielfältigen Herausforderungen beraten.

Am 12. und 13. Juni 2023 trafen sich die Leiterinnen der katholischen Beratungsstellen für Schwangerschaftsfragen in Bayern zur Klausurtagung in Regensburg. Eine Aufgabe der Beraterinnen, die zeitlich immer intensiver wird, ist die Weitervermittlung zu und Kooperation mit Behörden und Ämtern wie der Elterngeldstelle (rund 27 %), dem Jobcenter (rund 26 %) und der Familienkasse (21,5 %).1

 

Die Schwangerschaftsberatung des SkF München führte vergangenes Jahr 3288 Beratungen für 1576 Ratsuchende durch.

„Viele Frauen, die zu uns kommen, haben einen Migrationshintergrund oder Fluchterfahrung. Besonders viele Klientinnen kommen aus Afghanistan, dem Irak und Nigeria. Frauen, die in unsere Beratung kommen, leben häufig in schwierigen Situationen und haben teilweise traumatisierenden Erfahrungen gemacht.“ sagt Marina Macke, Leiterin der Schwangerschaftsberatung. „Wir geben allen Frauen in der Beratung einen Raum, um sie zu stärken und zu unterstützen. Und auf die neue Lebenssituation mit einem Baby vorzubereiten und zu begleiten.“

 

Daneben liegen oft finanzielle Probleme vor und der Zugang zu Sozialleistungen ist ein wichtiges Thema, insbesondere während der Elternzeit.
Die Überlastung der Behörden führt zu langen Wartezeiten für die Frauen, die sowieso schon in teils prekären Situationen leben.


„Wir unterstützen deshalb im Moment vermehrt beim Ausfüllen von Anträgen und Behördenangelegenheiten. Dadurch können psychosoziale Themen in dieser sensiblen Lebensphase teilweise nicht mehr besprochen werden.“, so Macke. Mindestens jede dritte Frau, die in die Beratung kommt, benötigt jedoch in diesem Bereich Unterstützung, wie aus der Jahresstatistik 2022 hervorgeht.

 

Diese Situation darf sich nicht weiter verfestigen und muss von politischer Seite – trotz der bevorstehenden Wahlen – zeitnah korrigiert werden. Der Fachkräftemangel trifft alle Bereiche und kann nicht auf dem Rücken der Antragssteller*innen ausgetragen werden. Digitalisierung sowie die dringend notwendige Verschlankung der Prozesse können hier einen großen Beitrag zur Entlastung aller beteiligten Professionen leisten.

 

Denn die katholischen Beratungsstellen unterstützen ihre Klientinnen nicht nur bezüglich finanzieller Leistungen und sozialrechtlicher Ansprüche, sondern weit darüber hinaus. Die Schwangerschaftsberatung des SkF München begleitet Klientinnen vor, während und nach der Geburt bis zum 3. Lebensjahr des Kindes. Um die Mutter- Kind- Bindung zu stärken, kann in dieser Zeit eine intensive aufsuchende Begleitung stattfinden, ebenso gibt es die Möglichkeit der Unterstützung durch Ehrenamtliche.

Zudem bietet die Schwangerschaftsberatung auch einen Geburtsvorbereitungs- und Rückbildungskurs sowie ein Frauencafé mit einer Hebammensprechstunde an.  

 

Damit kann auch eine gesundheitliche Grundversorgung für werdende Eltern geboten werden, die erfahrungsgemäß durch alle Raster fallen und in anderen Gesundheitsvorsorgeangeboten nicht ankommen.

 

 

1 Auswertung der Jahresstatistik 2022 der katholischen Beratungsstellen für Schwangerschaftsfragen in Bayern – Anteil bzgl. Personen (Mehrfachnennungen)